Jahresbericht 2021 des Fachausschusses Kinder, Jugend, Familie und Frauen

Vorsitz: Angelika Wolff, Diakonie Deutschland

Die Arbeit des Fachausschusses war auch in diesem Jahr stark geprägt durch die Folgen der Corona-Pandemie. Das Arbeitsfeld Kindertagesbetreuung war hier weiterhin von zentraler Bedeutung, um erneute Schäden des Lockdowns und die daraus resultierenden Belastungen von Familien durch Homeoffice und Home Schooling/Kleinkinderbetreuung zu vermeiden oder abzumildern. Die Unter-AG KiTa ist eine sehr effektive Struktur, die insbesondere mit dem Jour fixe des BMFSFJ gute Kontakte der Freien Wohlfahrtspflege zum Ministerium schafft. Die BAGFW Unter-AG-KiTa hat regelmäßig die Delegierten im Corona-KiTa-Rat über aktuelle Herausforderungen der Praxis informiert und zur Sitzung gebrieft. Die Corona-KiTa-Studie lieferte dem FA wertvolle Daten über die Betreuungssituation hinsichtlich der Kinder und der Fachkräfte unter Bedingungen der Pandemie.

Aus Sicht der Verbände wirkte die Coronapandemie vielfach als Brennglas in der Sicht auf länger bestehende Not- und Schieflagen in den Einrichtungen oder Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien. Insbesondere der dringende Bedarf zur Digitalisierung unter Corona führte im FA dazu, Wege zu suchen, um zu konkretisieren, was die Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe braucht und die Weiterarbeit dazu im kommenden Jahr zu planen.

Die bevorstehenden Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes, OZG, im Jahr 2022 nahm der FA zum Anlass, einen Vertreter der Ad-hoc-AG „OZG“ der BAGFW einzuladen, um Struktur und Arbeitsteilung der OZG-Umsetzung zu erfahren sowie Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Gestaltung der Plattformen zu nehmen, die bisher ausschließlich die Perspektive der Bürger:innen und der Verwaltung zusammenzubringen versuchen, ohne die Freie Wohlfahrtspflege zu berücksichtigen.

Im Sommer 2021 hat das BMFSFJ das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ aufgelegt. Die geplanten Maßnahmen wurden im FA als nicht ausreichend eingeschätzt. In der Folge wurde eine Veranstaltungsreihe zu den Wirkungen der Corona Pandemie für Februar – Juni 2022 geplant und in zahlreichen zusätzlichen Sitzungen vorbereitet. Diese werden als Onlineveranstaltung für verschiedene Arbeitsfelder (Erziehungshilfen, Familienbildung, Kindertagesbetreuung, Gewaltschutz etc.) jeweils von einem Verband durchgeführt, um die daraus resultierenden Forderungen der BAGFW gebündelt an die Politik zu richten.

Die Aktivitäten im Fachausschuss Kinder, Jugend, Familie und Frauen sind bereits seit mehreren Jahren, so auch in 2021, auf das Reformvorhaben zur Modernisierung des Kinder- und Jugendhilfe-Gesetzes SGB VIII gerichtet. Gemeinsam mit der Ad-hoc-AG zum SGB VIII wurden im ersten Halbjahr zahlreiche Lobbygespräche mit MdBs geführt. Die Kooperation mit dem FA Behindertenhilfe wurde dabei sehr geschätzt. Das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz ist am 10.6.2021 In Kraft getreten. Da ein Stufenplan für eine inklusive Ausgestaltung der KJH weitere Reformschritte erst zum 1.1.2024 bzw. 1.1. 2028 vorsieht, ist eine weitere Begleitung dieser Entwicklung durch die Spitzenverbände im FA KJFF unter Einbeziehung des FA Behindertenhilfe und mit der Ad-hoc-AG vorgesehen.

Hinsichtlich der Lobbyarbeit zur Bundestagswahl wurden neben den Querschnittsthemen aus den Sozialkommissionen die „Erwartungen der Freien Wohlfahrtspflege an die 20.Legislaturperiode“ aus Sicht des FA  u.a. zum Abbau von Bildungsungleichheiten, Einführung gebündelter familienpolitischer Leistungen, Umsetzung eines breit angelegten Gewaltschutzes, zur Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Pflege ausgearbeitet und an die kinder- und jugend- sowie familienpolitischen Sprecher:innen und Ausschussmitglieder übermittelt.

Der FA hat sich mit dem 16. Kinder- und Jugendbericht des Familienministeriums zum Thema „Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter“ befasst und dazu Herrn Dr. Christian Lüders, Geschäftsführer des 16. Kinder- und Jugendberichts (DJI) eingeladen. Die bis dahin geringe Resonanz im politischen Raum zum Ende der Legislatur führte zu dem Impuls, hiermit die BAGFW und die Kollegialverbände stark zu machen, das Thema weiter in die Fläche zu bringen.

Der Fachausschuss engagierte sich fortgesetzt beim Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. In den Arbeitsgruppen Schutz und Hilfe, Kindgerechte Justiz sowie Forschung und Wissenschaft arbeiteten insgesamt sechs Kolleginnen an der Erstellung einer „Gemeinsame Verständigung des Nationalen Rates“ mit. Auf der Sitzung des Rates zur Veröffentlichung präsentierte der Präsident der BAGFW, Ulrich Lilie, zentrale Thesen aus der „AG Schutz“.

Die BAGFW hat über Monate das Gesetzgebungsverfahren zum „Gesetz zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter“ mit einer Ad hoc-AG „Ganztag“ eng begleitet und sich mit einer Pressemeldung eingebracht. Das Gesetz trat im Sommer 2021 in Kraft.

Auf dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag der AGJ hat der FA die sogenannte BAGFW-Leitveranstaltung ausgerichtet. Unter dem Titel „Erwartungen der Jugend – eine Orientierung für die Freie Wohlfahrtspflege?“ stellten Jugendliche aus Freiwilligendiensten (FSJ und BFD) ihre Forderungen an die Vorständin der Diakonie, Maria Loheide vor. Konsequent an deren Partizipation orientiert, wurde auch die Moderation zwei jungen Menschen, hier von der Deutschen Jugendpresse, übertragen. Erstmals hat die AGJ ein ausschließlich digitales Veranstaltungsformat gewählt, das gut vom FA umgesetzt werden konnte.

Eine intensive Arbeit leistete der FA im Arbeitsfeld Schwangerschaftskonfliktberatung. Hinsichtlich der ELSA-Studie (Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung), die vom BMG für drei Jahre gefördert wird, ist die BAGFW mit zwei Mandaten im Beirat vertreten. Die Situation unter Coronapandemie-Bedingungen waren auch für die Einrichtungen der Schwangerschaftskonfliktberatung eine anhaltende Herausforderung. Eine Studie der Hochschule Merseburg wurde von der BAGFW durch Motivation der Einrichtungen ihrer Mitglieder zur Teilnahme an der Erhebung unterstützt. Erste Ergebnisse zeigten den großen Digitalisierungsschub sowie eine steigende Zahl von Anträge auf wirtschaftliche Hilfen, die auf verschärfte Notlagen bei den Frauen und Familien hinwiesen.

Die Vorbereitung einer BAGFW-Fachtagung wurde begonnen. Sie wurde mit finanzieller Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für Sommer 2022 geplant und thematisiert aktuellen Themen wie geschlechtliche Vielfalt und Teilhabe an sexueller Bildung für alle marginalisierten Gruppen sowie die Entwicklung von digitalen Formaten und neuen Methoden in der sexualpädagogischen Gruppenarbeit der Beratungsstellen der Verbände.