Workshop „Wirkungsorientierung in Theorie und Praxis“ - auf die soziale Dimension kommt es an

Am 14. Dezember 2016 lud die BAGFW zum Workshop „Wirkungsorientierung in Theorie und Praxis“ ein. Anlass war eine Diskussion der Ergebnisse des „Transparenz-Gutachtens: Möglichkeiten, Wirkungen (in) der Freien Wohlfahrtspflege zu messen“. Im Rahmen der Diskussion in der BAGFW über die Wirkungen der sozialen Arbeit war das Center für Investition und Innovation (CSI) mit einem Gutachten beauftragt worden, die möglichen Instrumente einer Wirkungsmessung (in) der Freien Wohlfahrtspflege zu analysieren und ggf. Weiterentwicklungsvorschläge zu erarbeiten.

Die Diskussion machte deutlich, dass die Weiterentwicklung der Wirkungsorientierung in der Freien Wohlfahrtspflege nicht in Frage steht – über das WIE jedoch sehr unterschiedliche Vorstellungen bestehen.

Neben Dr. Volker Then (geschäftsführender Direktor des CSI), der die Ergebnisse präsentierte, waren als Kommentatoren Dr. Andreas Rickert (Vorstandsvorsitzender der Phineo gAG), Norbert Feith (Referatsleiter im BMFSFJ) und Prof. Rolf Rosenbrock (Präsident der BAGFW) eingeladen. Dr. Gerhard Timm (Geschäftsführer der BAGFW) machte in seiner Begrüßung deutlich, dass die aktuelle Wirkungsdiskussion in der BAGFW eine logische Fortsetzung der bereits vor über zehn Jahren angestoßenen Debatte über neue Wege im Qualitätsmanagement ist und somit einen kontinuierlichen Prozess darstellt. So hat bereits 2008 die BAGFW gemeinsam mit Pflegewissenschaftlern für den Bereich der stationären Altenpflege Verfahren und Indikatoren zur Erfassung der Ergebnisqualität entwickelt.

Als markantes Ergebnis des Gutachtens formulierte Dr. Then, dass es aktuell keine umfassenden Ansätze gibt, die die Wirkung der Freien Wohlfahrtspflege mit all ihren unterschiedlichen Funktionen und Facetten messen können. Gleichwohl formuliert er die Möglichkeit auf der Folie des erweiterten SROI-Ansatzes solche Instrumente aus den bestehenden Ansätzen zu entwickeln. Als Ergebnis sind aussagekräftige Messverfahren zu erwarten, die aber zugleich anspruchsvoll sowie sehr ressourcenintensiv sind und damit nur im Rahmen von Clustern angewendet werden sollten. Die Notwendigkeit dafür sieht er in den Fragen nach Transparenz und Legitimität sowie den Bedarf an struktureller Steuerung und Vergleichbarkeit.

Die zahlreichen Teilnehmer/innen – über die Freie Wohlfahrtspflege hinausgehend – unterstrichen, dass eine Auseinandersetzung mit dem Thema Wirkungsorientierung sowohl für die Arbeit der Spitzenverbände als auch für die gesellschaftspolitische Diskussion relevant ist. Es bestand Übereinstimmung, dass die Frage nach der Wirksamkeit von Sozialer Arbeit nicht mit Effizienz zu verwechseln ist. Prof. Rosenbrock betonte, dass vermeintlich einfache quantifizierende oder gar monetarisierende Messverfahren zu kurz greifen und daher keine Lösung für die
Wirkungserfassung in der Sozialen Arbeit darstellen. Hier gelte es die inhaltlichen Zielsetzungen stärker zu verdeutlichen.

Es wurde weiter deutlich, dass die bestehende Begriffs- und Konzeptpluralität die Fachdiskussion erschwert. Hier bestehe die Herausforderung in der gemeinsamen Weiterentwicklung von Wirkungsmodellen. In diesem Zusammenhang verwies Herr Feith darauf, dass bei Fördermaßnahmen durch das BMFSFJ klare Zielsetzungen sowie Wirkungsketten erwartet werden.

In Bezug auf die konkrete Weiterentwicklung des Themas wurden unterschiedliche Positionen deutlich. Dr. Then empfahl die Entwicklung von klaren und anspruchsvollen Messverfahren, die Standards und damit auch Vergleichbarkeit ermöglichen. Diese könnten eine Grundlage für die von Herrn Feith thematisierte wirkungsorientierte Mittelvergabe bilden, würden aber zugleich sehr ressourcenintensiv und damit nur für thematische Cluster anwendbar sein. Dagegen plädierte Dr. Rickert für einen holistischen Ansatz, in dem nicht die Messung von Wirkung, sondern das Bewusstsein für wirkungsorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt steht. Damit einhergehend sei es wichtig, das Thema nicht top down zu entwickeln, sondern die bestehenden Praxisbeispiele aufzugreifen. Prof. Rosenbrock forderte in diesem Kontext eine stärkere Betonung der Werte, die der Arbeit der Freien Wohlfahrtspflege zugrunde liegen.

Die Diskussion machte ferner deutlich, dass eine gemeinsame Bearbeitung des Themas – unter stärkerer Einbeziehung der Praxis – notwendig ist um praxistaugliche Ansätze entwickeln zu können.