Freie Wohlfahrtspflege - ihre Spitzenverbände
Die Freie Wohlfahrtspflege organisiert sich überwiegend in ihren sechs Spitzenverbänden.
Die einzelnen Spitzenverbände sind geprägt durch unterschiedliche weltanschauliche oder religiöse Motive und Ziele. Sie arbeiten in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V. zusammen.
Arbeiterwohlfahrt (AWO)

Seit 1919 hat die AWO, auf Grundlage ihrer unverrückbaren Grundwerte von Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit jene Menschen im Blick, die aus unterschiedlichen Gründen zu den sozial Schwachen der Gesellschaft gehören. Seien es arme Kinder und Erwachsene, Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund, Wohnungslose, Arbeitslose oder Kranke.
Bei aller möglichen Abstraktheit dieser Grundwerte schaffen es die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AWO immer wieder, gemeinsam mit den Betroffenen Teilhabe zu organisieren und sie nicht außen vor zu lassen; ihnen eine Stimme zu geben und bei der Bewältigung ihres Lebensalltags zu helfen. Helfen jedoch nicht im Sinne von Almosen. Ziel ist es vielmehr, betroffenen Menschen den Einstieg oder die Rückkehr in die Gesellschaft zu ermöglichen.
Die AWO ist föderativ aufgebaut mit 30 Landes- und Bezirks-verbänden, über 411 Kreisverbänden und 3.514 Ortsvereinen. 333.121 Mitglieder und ca. 65.629 Ehrenamtliche unterstützen die sozialen Aufgaben des Verbandes. Die AWO hat sich in ihrer Geschichte zu einem modernen, gemeinnützigen Dienst-leistungsunternehmen entwickelt mit 211.727 Beschäftigten in über 13.000 sozialen Diensten und Einrichtungen.
Deutscher Caritasverband (DCV)

Der DCV mit Sitz in Freiburg im Breisgau – 1897 durch Lorenz Werthmann gegründet – ist der Wohlfahrtsverband der katho-lischen Kirche in Deutschland. Die Caritas in Deutschland ist dezentral strukturiert und gliedert sich in 27 Diözesan-Caritas-verbände mit 539 Regional- und Orts-Caritasverbänden und 17 Fachverbänden. Dem Deutschen Caritasverband sind 24.391 Einrichtungen mit über 1.060.410 Betten bzw. Plätzen ange-schlossen. In diesen Einrichtungen sind mehr als 617.000 voll- und teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Rund 500.00 Menschen engagieren sich freiwillig bzw. ehrenamtlich. Verankert ist die sozial-caritative Arbeit der katholischen Kirche in den mehr als 12.000 Pfarr- und Kirchengemeinden und ca. 250 caritativen Ordens-gemeinschaften, welche diese Arbeit aktiv mittragen.
„Not sehen und handeln“ – mit ihrem Motto orientiert sich die Caritas am christlichen Gebot der Nächstenliebe. Das bedeutet für die Caritas den anwaltschaftlichen Dienst und das Engage-ment für Menschen, die in Not sind und Unterstützung und Rat benötigen. Über ihre verschiedenen sozialen Dienste und Einrichtungen gelangt die Caritas direkt zu den Menschen, die Hilfe brauchen. Darüber hinaus gestaltet die Caritas aktiv die Sozial- und Gesellschaftspolitik in Deutschland mit.
Der Paritätische Gesamtverband (Der Paritätische)

Der Paritätische Wohlfahrtsverband ist Dachverband von über 10.000 eigenständigen Organisationen, Einrichtungen und Gruppierungen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Mit seinen 15 Landesverbänden und mehr als 280 Kreisgeschäftsstellen unterstützt der Paritätische die Arbeit seiner Mitglieder. Er repräsentiert und fördert seine Mitgliedsorganisationen in ihrer fachlichen Zielsetzung und ihren rechtlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Belangen. Durch verbandseigene Institutionen trägt er bei zur Erhaltung, Zusammenarbeit und Neugründung von Organisationen und Einrichtungen der Sozialarbeit.
Die Mitgliedsorganisationen engagieren sich in einem breiten Spektrum sozialer Arbeit. Dazu gehören unter anderem: Altenhilfe, Behindertenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe, Familienhilfe, Frauenarbeit, Flüchtlingshilfe, Humanitäre Hilfe, Gefährdetenhilfe, Psychosoziale Hilfen, Migration und Entwicklungszusammenarbeit. Eine bedeutende Rolle spielt zudem die Selbsthilfe behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen, aber auch Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen, Mütterzentren, Elterninitiativen, Wohnungslosenprojekte und vielem mehr. Insgesamt engagieren sich im Paritätischen mehr als eine Million Menschen freiwillig.
Gegründet wurde der Paritätische unter dem Namen „Verband der freien gemeinnützigen Wohl-fahrtseinrichtungen Deutschlands“ am 7. April 1924 in Berlin.
Deutsches Rotes Kreuz (DRK)

Das DRK ist die nationale Rotkreuzgesellschaft in der Bundes-republik Deutschland. Mit rund 165.000 hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 400.000 Ehrenamtlichen sowie knapp drei Millionen Mitgliedern in 19 Landes-, 500 Kreisver-bänden, 4.500 Ortsvereinen und dem Verband der Schwesternschaften ist das DRK Teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, zu der Gesellschaften in 190 Ländern der Erde gehören.
Entstanden ist das Rote Kreuz 1863 aus der Hilfe für Kriegsopfer. Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond sind die einzigen durch internationale Verträge anerkannten Schutzzeichen. Das DRK widmet sich als nationale Rotkreuzgesellschaft und als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege einem breiten Aufgabenspektrum der humanitären und sozialen Arbeit im In- und Ausland. Schwerpunkte sind:
die Blutversorgung, die Freiwilligendienste, die Altenhilfe, Rettungsdienste, Behindertenhilfe und -fahrdienste, Erste Hilfe, die Kinder- Jugend- und Familienhilfe, die Migrationsarbeit, der Bevölkerungsschutz sowie die Katastrophenhilfe im Ausland.
Im eigenständigen Jugendverband des DRK, dem Jugendrot-kreuz, sind rund 140.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in etwa 5.500 Jugendrotkreuzgruppen und über 2.500 Schulsanitätsgruppen aktiv.
Diakonie Deutschland - Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Aus christlicher Motivation heraus hilft, begleitet und unterstützt die Diakonie Menschen in Not und in sozial ungerechten Verhältnissen. Sie versucht, die Ursachen dieser Notlagen zu beheben.
Zur Diakonie Deutschland gehören die 17 Diakonischen Werke der Landeskirchen der EKD, elf Freikirchen sowie 69 Fachverbände. In den 31.500 ambulanten und stationären Diensten der Diakonie sind mehr als 525.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie etwa 700.000 freiwillig Engagierte aktiv.
Die Diakonie Deutschland vertritt die Interessen von Menschen, die in eine Notlage geraten sind, gegenüber Parlament und Regierung. Sie arbeitet mit in- und ausländischen Organisationen zusammen. Die Diakonie Deutschland nimmt Stellung zur Gesetzgebung. Sie fördert die Zusammenarbeit der ihr angeschlossenen Mitglieder. Als Anwalt für Menschen in Not und sozialpolitischer Impulsgeber trägt die Diakonie zur fachlichen Entwicklung der Arbeit bei.
Auf Bundesebene arbeitet die Diakonie Deutschland mit den anderen Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege zu-sammen, auf europäischer Ebene mit diakonischen Verbänden im Europäischen Verband für Diakonie „Eurodiaconia“.
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST)

Die ZWST wurde 1917 als Dachverband für jüdische Organisa-tionen und Wohlfahrtseinrichtungen gegründet. Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus wurde die ZWST zwangs-aufgelöst. Im Jahre 1952 wurde der Verband als „Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V.“ wieder gegründet und gehört seit 1956 der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege an.
Die ZWST ist die Dachorganisation der Wohlfahrtspflege für 17 Landesverbände und 7 selbständige Gemeinden mit insgesamt 105 jüdischen Gemeinden (2017: 97.791 Mitglieder, 1989: knapp 30.000). Das soziale Engagement der ZWST umfasst u.a. Freizeiten und Erholungsmaßnahmen für Senioren und Jugendliche, ein professionelles Aus- und Fortbildungsangebot und die Förderung der sozialen Arbeit in den jüdischen Gemeinden. Dazu kommen vielfältige Projekte für spezifische Zielgruppen, wie z. B. Menschen mit Behinderung, Überlebende des Holocaust und im Rahmen der Humanitären Hilfe.
Vor dem Hintergrund der Zuwanderung jüdischer Migrantinnen und Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion seit 1990 stehen die soziale und religiöse Integration der Zuwanderer und die Nachwuchsförderung im Zentrum der sozialen Arbeit. Aufgrund des zunehmenden Antisemitismus und Rechtspopulismus ist die Antisemitismus- und Rassismusprävention ein weiterer Schwerpunkt. Dazu kommen Aktivitäten auf internationaler Ebene mit verschiedenen Einrichtungen und Organisationen in Israel, Ländern der ehemaligen Sowjetunion und Europa sowie im Rahmen des Hilfebündnisses "Aktion Deutschland Hilft".